Talente richtig einsetzen oder: wie man in seine Kraft kommt

Ein „Bo Le“ ist der Legende nach ein himmlisches Wesen, welches verantwortlich für die Pferde ist. Auf der Erde, in der menschlichen Gesellschaft, werden Menschen, die Pferde gut einordnen können, ebenfalls „Bo Le“ genannt.

Als sich die mongolische Yuan-Dynastie etablierte, wurde die Anzahl chinesischer Beamter am Hofe stark eingeschränkt. Damals verstand man das Thema „Pferd und Pferdepfleger“ mit Blick auf die legendäre Figur des „Bo Le“ auch als Metapher für die Rekrutierung fähiger Regierungsbeamter. Es wurde als Plädoyer für den richtigen Einsatz gelehrter Talente verstanden.

Die Geschichte eines außergewöhnlichen Hengstes

Es heißt, der König des Staates Chu ließ den damaligen „Bo Le“ Sun Yang kommen, damit er ihm einen Hengst fände, der mehr als 300 Kilometer am Tag laufen konnte. Sun sagte zum König, dass es sehr schwer wäre solch ein außergewöhnliches Pferd zu finden und es eine Weile dauern könnte. Aber er würde sein Bestes tun, um das gewünschte Tier aufzutreiben.

Sun reiste weit umher, fand aber kein passendes Pferd. Er dachte schon daran, aufzugeben und den Rückweg anzutreten. Da beobachtete er ein Pferd einen Wagen ziehen, der mit Salz gefüllt –ja überfüllt war. Das Pferd kämpfte sich eine Serpentinenstraße hoch. Jeder Schritt war eine große Anstrengung für das Pferd und es rang um Luft.

Sun näherte sich dem Pferd, worauf es stehen blieb, die Augen weit aufriss und laut wieherte, als wollte es ihm etwas mitteilen. Er fühlte es sofort: Dies war kein gewöhnliches Pferd. So wandte sich Sun dem Händler zu und schlug ihm vor: „Wenn dieses Pferd über ein Schlachtfeld rennen könnte, kein anderes wäre schneller als er. Da du es nur zum Ziehen des Karren verwendest, warum verkaufst du das Pferd nicht mir?“

Der Händler beschwerte sich über sein Pferd. Es könne kaum den Wagen ziehen und obwohl es sehr viel fräße, bliebe es klapperdürr. Er dachte Sun sei ein Idiot und zögerte keine Sekunde. Sofort willigte er in den Verkauf ein.

Sun kehrte mit dem vielversprechenden Pferd zum König zurück. Dieser glaubte Sun nur halb, dass es dasjenige sein könnte, welches einmal 300 Kilometer am Tag zurücklegen könnte. Aber er tat, wie Sun ihm vorschlug. Dieser hatte gemeint, das arme Pferd sei falsch gehalten und falsch gefüttert worden. Wenn es das richtige Futter bekäme, so würde es sich innerhalb von zwei Wochen in ein Schlachtross verwandeln.

Als der König nach einem Monat das Pferd zum ersten Mal satteln ließ und einen Ausritt wagte, konnte er es kaum glauben: sobald er mit seinen Stiefeln die Seiten des Pferdes zum Loslaufen gedrückt hatte, pfiff auch schon der Wind um seine Ohren. Es glitt über die Steppe, wie das Messer durch weiche Butter.

Quellen: „The Amazing Steed“, Seite 153, Treasured Tales of China Vol 3, Classical poets Publishing, Mount Hope New York. Bei Interesse zum Onlinelesen: The World of Khubilai Khan: Chinese Art in the Yuan Dynasty
Für Kinder ab fünf Jahren gibt es das Buch: Han Gan und das Wunderpferd von Chen Jianghong. Das Buch gewann den Deutschen Jugendliteratur Preis 2005.

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