Deutschland: Falun Gong Praktizierende appellieren in Berlin am Abend von Hu Jintaos Deutschlandbesuches

Der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor war wie immer voller Touristen. Plötzlich hörte man laute Schreie „Ah! Ah!” von der nordöstlichen Seite des Platzes. Der Lärm zog die Aufmerksamkeit der Touristen, die sich in der Nähe befanden, auf sich. Am Straßenrand befand sich ein schwarzer Käfig, der Hüfthöhe hatte. Eine asiatisch aussehende Frau war im Käfig eingeschlossen, eine ihrer Hände an die Käfiggitter angekettet. Dann wurde der Käfig geöffnet und ein Mann in grüner Polizeiuniform und dunklen Brillengläsern schwang einen Prügel und versuchte die Frau zu schlagen. Sie konnte sich nur noch auf der anderen Seite des Käfigs verstecken, dabei schrie sie laut. Wenn man genau hinschaute, konnte man feststellen, dass die Uniform, die dieser Polizist trug, chinesische Schriftzeichen hatte. Ein junger Tourist trat heraus und schrie den jungen Mann an, “Hören Sie damit auf!“ Der „Polizist“ erklärte dem mutigen Fußgänger daraufhin: “Das ist nur eine Nachstellung davon, was heutzutage in China geschieht. Ich habe sie nicht wirklich geschlagen.“

Zuschauer sind über die Szenerie erschüttert Touristen unterschreiben die Petition Appell für die Familie Jiang Renzheng

Am Abend, an dem Hu Jintao in Berlin eintraf, wurde von deutschen Falun Gong Praktizierenden für den 5. und 6. November 2005 vor dem Brandenburger Tor und auf dem Breitscheidplatz im Herzen von Westberlin eine Anti-Folterausstellung organisiert. Die gesammelten Unterschriften wurden der Regierung übergeben, um ein Zeichen zu setzen und die Regierungsbeamten dazu aufzufordern, Hu Jintao zur Beendigung der Verfolgung von Falun Gong in China zu drängen und die verantwortlichen Regierungsbeamten einer gerechten Strafe zuzuführen. Gleichzeitig wurde für die Freilassung von Jiang Renzheng appelliert, der vor sechs Monaten mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach China abgeschoben wurde und sich seitdem in einem chinesischen Arbeitslager befindet. (Mittlerweile ist er freigelassen worden, steht aber unter ständiger Bewachung)

Die Rolle des Polizisten zog den Ärger der Zuschauer auf sich Die friedlichen Falun Gong Übungen als Gegensatz zur Folter Der Polizist spricht mit einem Touristen über Falun Gong

Obwohl es in Berlin nicht so viele chinesische Touristen gab wie vor dem Köllner Dom, zeigte sich ihre Einstellung durch ihre Reaktionen. Laut Frau Zhu, die an der Anti-Folterausstellung teilgenommen hatte, standen die meisten chinesischen Touristen schweigend vor ihr. Einige von ihnen nahmen die Falun Gong Infomaterialien mit. Es schein so, als seien sie so entsetzt, dass ihnen einfach die Worte fehlten. Frau Wang, die Flyer verteilte, fiel auf, dass chinesische Touristen, die im Ausland lebten, viel mehr über Falun Gong wussten und auch eher bereit waren, Infomaterial anzunehmen als die chinesischen Touristen vom Festland China. Als sie bei einer Gelegenheit Flyer verteilte, hörte sie hinter sich eine Stimme auf Mandarin: „Ich lese ziemlich oft die Berichte über die Verfolgung in einer Zeitung in Kanada. Jetzt wird mir klar, dass das alles wahr ist.“ Als sich Frau Wang umdrehte, sah sie einen chinesischen Mann mittleren Alters, der zu seinem Bekannten sprach. Sie bot ihm Infomaterial an, doch er lehnte ab, “Es ist nicht notwendig. Ich habe mir bereits eine Menge Informationen aus dem Internet heruntergeladen.“ Sein Bekannter jedoch nahm eine Kopie entgegen.

Es gab jedoch auch Leute, die gegen die Anti-Folterausstellung waren. Einmal hörte Frau Zhu jemanden neben sich sagen, „Das ist alles falsch.“ Sie drehte sich um und sah eine Gruppe Touristen aus China rechts neben sich. Frau Zhu, die aus der Mandschurei kommt, sagte, „Ich war in der Mentougou Strafanstalt in Peking für mehr als drei Wochen eingesperrt, nur weil ich im Oktober 2000 ein Transparent für Falun Gong gezeigt hatte. Sie schlugen mich wiederholt ins Gesicht, bis es überall blau war.” Obwohl Frau Zhu selbst nicht genau die Folter erlebt hatte, die sie nachspielte, war sie in China doch mit einem Mitpraktizierenden in einer Zelle, dessen Beine durch die brutalen Schläge der Polizei schwarz geworden waren. Ein anderes Mal bekam sie mit, wie mehrere Wärter einige kriminelle Gefangene dazu anstifteten eine Falun Gong Praktizierende im Gang zu verprügeln. Ihre markerschütternden Schreie konnte man im ganzen Gefängnis hören.

Ist es tatsächlich so, dass es heutzutage noch solch grausame Verfolgung gibt?” Unterstützung von einem Mann im Rollstuhl “Ist es tatsächlich so, dass es heutzutage noch solch grausame Verfolgung gibt?”

Für westliche Touristen war es schwerer nachzuvollziehen, dass solche Szenen noch heutzutage in China tagtäglich an unschuldigen Menschen geschehen. Sabine, die am Unterschriftentisch stand, beantwortete die Fragen aus der Menge: “Der Satz, den die Leute am meisten sagten, war ‘Ich kann nicht glauben, dass heutzutage in dieser Welt noch so etwas geschieht.’“ Vor dem Unterschriftentisch hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Sabine fiel außerdem auf, dass viele junge Leute, die sonst eher gleichgültig gegenüber Menschenrechtsverletzungen sind, ihre Unterschrift gaben. Viele von ihnen hatten bereits von Falun Gong gehört oder waren in der Vergangenheit schon mal an einem Falun Gong Infostand, vor der Chinesischen Botschaft oder bei anderen Aktivitäten gewesen.

Das tiefere Verständnis der Deutschen gegenüber Falun Gong zeigt sich nicht nur an der Unterstützung der deutschen Bevölkerung, sondern auch an der wachsenden Aufgeschlossenheit der Politiker. In einem Brief von Hermann Gröhe heißt es, “Wir werden die sich bietende Gelegenheit beim Besuch des Chinesischen Präsidenten nutzen, um die Menschenrechtsangelegenheit in China anzusprechen. Wir fühlen uns sehr unwohl angesichts der häufigen Rate der Todesstrafe und der Kapitalexekution in der Welt, der Unterdrückung der Katholischen Kirchen, der Situation in Tibet und der langen Haftstrafen in Arbeitslagern und Gefängnissen gegenüber Falun Gong Anhängern.“ (Übersetzung aus dem Englischen) Er versprach, dass die CDU “wird sich weiterhin für die grundlegenden Menschenrechte und Freiheiten einsetzen, damit diese in China anerkannt und geschützt werden.“ In einem Brief der größten oppositionellen Partei der FDP hieß es, „sie werden die Regierung dazu auffordern, Chinas Menschenrechtssituation öffentlich zu kritisieren, welche sofortig verbessert werden müsste, wenn der chinesische Präsident Deutschland besucht.“

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