Italien: Brief an den italienischen Präsidenten Berlusconi

(Clear Harmony)

An seine Exzellenz
Silvio Berlusconi
Präsident des Rates der Minister
Palazzo Chigi

Biella, am 10. 9. 2002

Exzellenz,

bitte verzeihen Sie, dass ich Sie zum zweiten Mal anspreche. Am Rande des Treffens in Johannesburg hat man Ihnen folgende Erklärung zugeschrieben: “Nein, ich habe mit den chinesischen Führern nicht über die Todesstrafe gesprochen. Man muss andererseits daran denken, dass man es mit einer großen Anzahl von Bewohnern zu tun hat. Es gibt eben sehr viele Chinesen.“

Mir scheint, dass Sie während des Besuches des chinesischen Premierministers, Zhu Rongzhi, keine Gelegenheit hatten, über die Menschenrechte zu sprechen, die, wie Sie wissen, in China fortwährend verletzt werden. Ich weiß außerdem nicht, ob Italien in Kopenhagen beim ASEM-Forum die Absicht hat, ein Dokument zu präsentieren, das den „Roten Drachen“ nervös machen könnte.

Vor einiger Zeit habe ich kommentiert: “Wenn eine einzelne Person ein kleines Unrecht erleidet und es sich um eine Verwandte handelt, die wir sehr schätzen, dann sind wir entrüstet und schreien unser Missfallen hinaus; wenn hingegen Tausende von Menschen gefoltert und ermordet worden sind, allerdings in einem weit entfernten Land, oder noch schlimmer, wenn jenes Land als interessanter Markt angesehen wird, dann interessiert uns das nicht.“

Ich habe lange als Unternehmer in China gelebt, bis ich daran gehindert wurde, dorthin zurückzukehren, weil ich Praktizierender der spirituellen Bewegung Falun Gong bin.

Ich möchte niemanden belehren, aber Sie müssen entschuldigen, wenn ich Ihnen das folgende sage:

Die chinesische Regierung weiß sehr wohl, dass unser Land eine große Schwäche hat, nämlich den starken Wunsch, immer Geschäfte mit ihnen machen zu wollen und dass wir zu allen möglichen Opfern bereit sind, nur um einen Vertrag zustande zu bringen. Wirtschaftliche Rückschritte haben zur Folge, dass man sein Gesicht und sein Ansehen verliert.

Ich habe freiwillig und bewusst auf mein Unternehmen verzichtet, nur um nicht in Gewissenskonflikte zu geraten; in meinen Verhältnissen, das können Sie mir glauben, ist das kein kleines Opfer.

Ich glaubte zu erkennen, dass wir mit Ihrer Wahl in eine Politik gewisser Großzügigkeit eintreten und dem Willen, zum Wandel in so einem Land großer Möglichkeiten aber enormer Schwierigkeiten in der Regierbarkeit, beizutragen.

Ich glaube, dass keine Tat einen stabilen Erfolg haben kann, wenn sie nicht an starke Werte gebunden ist. Sie repräsentieren Italien. In der Vergangenheit war Ihr hohes Amt ein Privileg von Königen und Kaisern. Das Wohlergehen und die Tugenden der Könige und der Kaiser spiegelten sich in ihren Völkern wider. Ich hoffe für Ihren Erfolg und für den Wohlstand des Italienischen Volkes, dass Ihre Entscheidungen von den universalen Werten geprägt sein mögen, welche die Übenden des Falun Gong, besonders jene in China lebenden, bereit sind, mit dem Leben zu verteidigen. Diese Werte heißen:

Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht

Es gelingt mir nicht immer, danach zu leben, aber ich versuche es immer weiter, in der Hoffnung, mich darin zu verbessern.

Viel Erfolg bei Ihrer Arbeit, Herr Präsident, ich wünsche mir sehr, eines Tages die Ehre zu haben, mit Ihnen zusammenzutreffen.

Alfredo Fava

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