Schweden: Rede auf der Internationalen Konferenz in Stockholm “Völkermord in der neuen Ära” (Foto)

Ich heiße Zhao Ming. Ich bin eigentlich Chinesischer Bürger, bin jedoch staatenlos geworden und habe nun in Irland den Flüchtlingsstatus. Ich studiere. Als Falun Gong Praktizierender wurde ich fast zwei Jahre in einem chinesischen Arbeitslager misshandelt. Durch die fleißigen Bemühungen vieler gutherziger Menschen, Menschenrechtsorganisationen und der Irischen Regierung wurde ich im März 2002 entlassen. Ich habe das Glück gerettet und befreit worden zu sein. Heute spreche ich hier nicht für mich, sondern für die Millionen von Falun Gong Praktizierenden, die in China verfolgt werden. Ich möchte mit Ihnen einige meiner sehr persönlichen Erlebnissen über das Leid, das mir in Chinas Arbeitslagern widerfahren ist, sprechen.

Einmal forderten die Polizeiwachen in der Haidian Bezirksstrafanstalt in Peking die Mithäftlinge auf mich auf brutale Weise zwangszuernähren, als ich im Hungerstreik war. Einer der Häftlinge hielt meine Nase so fest zu, dass ich zum Atmen meinen Mund öffnen musste. Gleichzeitig goss ein weiterer Häftling ununterbrochen Flüssignahrung in meinen Mund. Ich gab mein Bestes, versuchte meinen Kopf zur Seite zu drehen, damit ich etwas Luft bekam, jedoch wurde mein Kopf von ihnen so festgehalten, dass ich meinen Kopf überhaupt nicht bewegen konnte. Sobald ich meinen Mund zum Atmen öffnete, steckten sie mir eine Zahnbürste in den Mund, um ihn offen zu halten und gossen die Flüssignahrung hinein. Ich bekam kaum Luft und die Flüssigkeit gelangte sowohl in meine Speiseröhre als auch in meine Bronchien. Ich musste anschließend wie verrückt husten und Tage danach schmerzte meine Lunge noch sehr. Es war in der Tat eine sehr gefährliche Prozedur. Es gibt einige Praktizierende, von denen auf unseren Webseiten berichtet wurde, dass sie auf diese Art zu Tode gefoltert wurden.

Mehrere Praktizierende wurden in den Arbeitslagern bis in den Wahnsinn getrieben. Während des Chinesischen Neujahrs 2002 kam der Sektionschef der Pekinger Arbeitslagerbehörde, mit dem Nachnamen Luo ins Tuanhe-Arbeitslager, um mich zu sehen. Er sagte nichts wirklich Relevantes, außer einem Satz: “Ich hoffe, dass Du nicht wie Wu Jun enden wirst.” Wu Jun war ein Falun Gong Praktizierender, der solange gefoltert wurde, bis er seinen Verstand verloren hatte. Einige Praktizierende erzählten mir, dass sie gesehen hatten, wie Wu Jun einmal Speichel vom Bode aufleckte. Ein anderer Praktizierender sagte mir, dass einige Verbrecher ihn sexuell missbraucht hätten. Nun hatte der Sektionschef Luo auf Wu Jun angespielt, um mich zu bedrohen. Ich wusste, dass sie mich früher oder später foltern würden.

Zwei Wochen bevor das erste Jahr und die 10 Monate Verlängerung der Arbeitslagerhaftzeit um waren, fingen sie schließlich damit an. Zuerst durfte ich 48 Stunden lang nicht schlafen. Außergewöhnlicherweise sagte mir ein Polizist am zweiten Abend des Schlafentzugs, dass ich Fernsehen schauen sollte. Während ich Fernsehen schaute, eilte er plötzlich in den Raum und zog und schubste mich den ganzen Weg in das Polizeibüro. Als ich in den Raum kam, sah ich auf dem Boden ein Brettgestell und einige Streifen zerrissener Bettlaken. Fünf Polizisten standen im Raum, darunter drei der Sektionschefs des Tuanhe-Arbeitslagers. Mir war klar, dass sie mich mit Elektroschlagstöcken foltern wollten. Sie setzten mich unter Druck, Falun Gong zu widerrufen. Ich weigerte mich. Dann legten sie mich auf das Brett und begannen damit, alle meine Körperteile darauf festzubinden, damit mein Körper sich während des Schockens nicht zusammenkrampfte. Dann banden sie meine Fußgelenke, meine Oberschenkel, meinen Oberkörper fest und knebelten meinen Mund. Danach forderten sie mich wieder auf, Falun Gong zu widerrufen. Dann holte ein Polizist ein Bündel Elektroschocker hervor, die ca. einen halben Meter lang waren und verteilte sie an die anderen. Sie fingen an mich damit am ganzen Körper gleichzeitig zu schocken. Mein Körper zuckte wie wild und war völlig außer Kontrolle. Ich hörte die Geräusche sehr intensiver elektrischer Funken. Einer der Polizeiwärter nahm in beide Hände einen Stab und begann meiner Brust Stromstöße zu versetzen. Er bewegte die Stäbe in Kreisen, um mich mit dem Metallgewinde um den Stab herum zu treffen. Die Schocks beschleunigten meinen Atem. Meine Kehle war trocken und fühlte sich brennend an. Sie fuhren mit den Elektroschocks fort, während sie mich immer wieder aufforderten meinen Glauben abzulegen. Ich sagte nichts mehr, atmete schnell und tief. Ich versuchte mein Bestes es zu ertragen, doch plötzlich zuckte und verkrampfte sich mein Bein. Der Schmerz war groß. Ich konnte nicht mehr klar denken und in diesem Moment willigte ich ein die Dinge, die sie von mir wollten, zu unterschreiben.

Die Tage danach konnte ich nicht gut schlafen. Oft wachte ich nachts plötzlich auf. Als ich wach war, wurde ich halb verrückt. In meinem Kopf war ein großer Widerspruch. Ich konnte nicht mit dem, was ich getan hatte, übereinstimmen. Es war jedoch nicht das Ende. Einige Tage danach holten sie einen CCTV Journalisten ins Arbeitslager mich zu interviewen. Die Journalistin hatte bereits viele Sendungen, die Falun Gong verleumden, produziert. Sie hatten mich zuvor schon einmal interviewt. In dem vorherigen Interview hatte sie vorgetäuscht Falun Gong zu unterstützen und hatte mich nach all meinen Erfahrungen und Vorzügen dieser Praktik gefragt. Ihr wahres Ziel jedoch war Filmmaterial zu bekommen, um zu zeigen, dass ich im Arbeitslager sehr gut lebte, es keine Folterungen gab und die Öffentlichkeit zu täuschen. Dieses Mal war sie jedoch überhaupt nicht freundlich. Ihr Gesicht sah im Licht des Fensters dunkel und böse aus. Sie fragte mich, während sie das Schreiben hochhielt, das ich unterschrieben hatte, „Was denkst Du jetzt über Falun Gong?“ Mir war klar, dass wenn ich etwas in ihrem Sinne sagen würde, würde es gesendet werden und Milliarden Menschen im ganzen Land betrügen. Das hätte ich keines Falls getan. Ich nahm all meinen Mut und meine Vernunft zusammen und beantwortete alle ihre Fragen wiederholt mit: „Ich habe nichts zu sagen.“ Vielleicht war es wegen des starken internationalen Drucks, dass sie mich nicht mehr folterten.

Tage danach wurde ich entlassen. Ich kam aus dem Arbeitslager ohne Freude, Hoffnung oder Erleichterung, weil mein Geist getötet worden war. Ich war überhaupt nicht frei. Nach meiner Entlassung wurde ich tagtäglich von Geheimagenten verfolgt.

Einige der allgemein bekannten Völkermorde in der Geschichte zielten darauf ab eine Rasse zu eliminieren. Dieser fortdauernde Völkermord an Falun Gong Praktizierende zielt vollkommen darauf ab ein spirituelles System aus zulöschen. Die Polizeiwärter begehen jegliche Folter, um uns Falun Gong Praktizierende zu zwingen unseren Glauben an Falun Gong aufzugeben. In den 22 Monaten meiner Inhaftierung wurde ich zwischen zwei Städten, drei Strafanstalten, zwei Arbeitslagern, drei Polizeistationen und einem Drogenrehabilitierungszentrum hin und her verlegt. Zu verschiedenen Gelegenheiten versuchte ich mich an höhere Beamte zu wenden und mich über die Missbräuche einiger Polizeiwärter, Mithäftlingen zu beschweren, jedoch wurde mir immer klarer, dass die Folter, die Gehirnwäsche und verschiedene Arten der rechtswidrigen Behandlung in Wirklichkeit von hohen Ebenen geplant, angestiftet und zugelassen wurden. Die Verfolgung von Falun Gong durchzieht sich durch das gesamte Polizeisystem im ganzen Land. Was bei dieser Verfolgung passiert, trifft auf die derzeitige Definition in der Internationalen Konvention gegen Völkermord zu. Mittlerweile ist die Anzahl der verifizierten Todesfälle in dieser Verfolgung auf über 800 gestiegen. Die Todesrate hat zwar noch nicht die Millionen erreicht, jedoch zeichnen sich alle Anzeichen eines allgemein bekannten Völkermords in dieser Verfolgung von Falun Gong ab:

* Die Politik, die auf eine bestimmte Gruppe abzielt, wurde von der Regierungsspitze gemacht;
* Allen Regierungsebenen, dem gesamten Polizeiapparat und dem Geheimdienst wurde befohlen die Verfolgung durchzuführen;
* Eine große Menschengruppe wird verfolgt;
* Die gesamte Propagandamaschine des Landes wurde dazu missbraucht, Hass unter der Bevölkerung zu schüren, die Internationale Gemeinschaft zum Schweigen zu bringen und die Verfolgung zu rechtfertigen;
* Die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen sind aufgetreten: Vergewaltigung, Folter, Missbrauch von Psychopharmaka, Mord usw.;
* Es gibt keine Möglichkeit im Justizapparat, Gerechtigkeit zu bekommen oder die Verbrechen zu verhindern.

Wenn es nicht solch starken Widerstand und die Aufklärungsmaßnahmen der Falun Gong Praktizierenden, sowie die große Besorgnis der Internationalen Geimeinschaft gegeben hätte, dann wäre es in dieser Verfolgung schon viel früher zu einem Holocaust gekommen. Ich habe erfahren, dass während des offiziellen Treffens in diesem Forum viele über die Definition des Völkermordes diskutieren. Ich glaube nicht, dass dieses ein Thema zum Diskutieren ist. Es gibt jetzt einen fortwährenden Völkermord, den wir erkennen können. Worüber wir sprechen sollten, ist, was wir in dieser Sache tun können. Es ist jetzt Zeit zu handeln!

Ich glaube, dass diese Konferenz “Völkermord in der neuen Ära” historisch sehr bedeutsam ist, denn es ist das erste Mal, dass sich Rechtsanwälte verschiedener Länder, die gegen die Chinesischen Verfolger Klage einreichen, zusammen gekommen sind, um gemeinsam über diese Sache zu sprechen. Ich bin in einer Reihe dieser Fälle als Zeuge aufgetreten. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, meinen Rechtsanwälten zu danken. Sie helfen nicht nur mir oder den anderen Klägern, sondern setzen sich für die Gerechtigkeit von Millionen von Falun Gong Praktizierenden ein, die in China verfolgt werden. Ich verstehe, dass mit den Klagen viele technische Schwierigkeiten zusammenhängen. Ich glaube jedoch, dass das Gesetz ein Mittel sein soll die Gerechtigkeit zu unterstützen, anstatt Menschen daran zu hindern Gerechtigkeit zu erwirken. Ich glaube, dass eines Tages der chinesische Diktator, Jiang Zemin, der die Verfolgung von Falun Gong ins Leben gerufen hat, vor einem Gericht in China zu Verantwortung gezogen wird. An diesem Tag werden die Menschen alle, dass was Sie heute hier tun, als sehr bedeutsam erachten.

Ich danke Ihnen.

Zhao Ming

28. Januar 2004

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