Deutschland: Brief von Praktizierenden in Berlin an den Burma-Botschafter bzgl. der Freilassung von Herr Chan Wing-Yuen

An den Botschafter
Der Botschaft der Union Myanmar
Herrn U Nyunt Maung Shein
Zimmerstr.56, Etage 6
10117 Berlin

Berlin, den 14.02.2003

Sofortige Freilassung von Herrn Chan Wing-Yuen

Seine Exzellenz Herr Botschafter U Nyunt Maung Shein,

Wir sind erschüttert über die Festnahme und Haft des 71 jährigen Hongkonger Bürgers Chan Wing-yuen, der wegen des Hochhaltens eines Transparentes mit den chinesischen Zeichen „Zhen (Wahrhaftigkeit), Shan (Barmherzigkeit) und Ren (Nachsicht)“ während des Besuches des chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin im Jahr 2001 in Burma zunächst festgenommen und später unrechtmäßig durch einen Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, ohne das seine Familie zugegen sein durfte, und ohne, dass ihm ein Rechtsanwalt zugesprochen wurde.

Herr Chan ist ein Falun Gong-Praktizierender. Er hielt ein kleines Transparent empor, um gegen die Unmenschlichkeit gegenüber Falun Gong Praktizierenden in der VR China zu protestieren und um für Gerechtigkeit zu appellieren. Herrn Chan Wing-yuens Verhalten ist friedlich, wie das aller Falun Gong Praktizierenden der Welt, die trotz der beispiellos grausamen Verfolgung von Falun Gong und trotz unmenschlicher Folterungen und Morden stets an die internationale Gesellschaft appellieren.

Die Verfolgung von Falun Gong dauert bereits 42 Monate an. Nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen wie „Amnesty International“ und „Human Rights Watch“ wurden bisher mindestens über 100.000 Menschen inhaftiert, über 20.000 in Arbeitslagern interniert, und weit über 570 Menschen im Polizeigewahrsam zu Tode gefoltert. Seit September letzten Jahres wurde wahrscheinlich täglich ein Falun Gong Praktizierender zu Tode gefoltert. Während seiner Auslandsbesuche versucht der chinesische Staatspräsident die Verfolgung von Falun Gong auch in andere Länder zu tragen. In Deutschland, den baltischen Ländern, in Island, Hongkong, Kambodscha, und jetzt auch in Ihrem Land, Burma, das Jiang Zemin-Regime versucht immer die jeweiligen Regierungen unter Druck zu setzen und sie zu zwingen, sich an der unrechtmäßigen Verfolgung mitschuldig zu machen. Er untergräbt dabei alle internationalen Abkommen und Regelungen. In China wird die Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden nun auch auf ausländische Besucher ausgeweitet. In den letzten Wochen wurden die australische Bürgerin Frau Nancy Chen und der amerikanische Bürger Herr Charles Li in China festgenommen und in ein Gefängnis interniert, weil sie Falun Gong praktizieren.

Falun Gong, eine traditionelle Kultivierungsschule aus China, ist bei 100 Millionen Menschen in über 60 Ländern beliebt. Die Praktizierenden bemühen sich gute Menschen zu sein und sich nach den ethischen Werten von „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ zu richten. Es ist offensichtlich, dass diese Werte jeder Gesellschaft nur von Nutzen sein können. Weshalb werden Menschen, die sich nach diesen Werten richten wollen, in der Volksrepublik China auf brutalste Weise verfolgt und sollen mit allen Mitteln dazu gebracht werden, ihrem Glauben an diese Prinzipien abzuschwören? Wenn sich jemand gegen Werte wie „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ wendet und sie vernichten möchte, woran kann er noch glauben – an Lügen, an Böses und an Gewalt?

Angesichts dieser großen Kluft zwischen Recht und Unrecht sind viele Menschen immer wachsamer geworden. Auch viele Regierungen forderten das Jiang Zemin-Regime ausdrücklich auf, die Verfolgung sofort zu stoppen. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer forderte in seiner Rede auf der 58. Menschenrechtskonferenz der UNO in Genf im März 2002 die VR China auf „Falun Gong-Anhänger nicht weiter zu verfolgen“; der US-Kongress verabschiedete im Juli letzten Jahres in einer von beiden Häusern angenommenen einstimmigen Resolution 188 eine Stellungnahme gegen die Verfolgung von Falun Gong; durch die Unterstützung der kanadischen Regierung wurden innerhalb einiger Monate 9 Praktizierende freigelassen.

Gerechtigkeit wird immer das Böse besiegen. Der Machthaber Jiang Zemin wurde als Hauptverantwortlicher im Oktober 2002 in dem amerikanischen Bundesstaat Illinois wegen des von ihm begangenen Völkermordes an Falun Gong Praktizierenden angeklagt. Eine Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong in China ist im Januar 2003 ins Leben gerufen worden. Die Fälle der Verfolgung in China werden in Zusammenarbeit mit vielen internationalen Menschenrechtsorganisationen geprüft und dokumentiert. Diese Dokumente werden als Beweismaterial für die Anklage gegen die chinesischen Machthaber, die Menschenrechtsverletzungen begangen haben und begehen vor dem internationalen Gerichtshof vorbereitet.

Wir bitten Sie von ganzem Herzen, in diesem geschichtlich wichtigen Moment über den Standpunkt der burmesischen Regierung zum Fall von Herrn Chan noch einmal nachzudenken. Hat die Regierung von Burma durch die Verhaftung von Herrn Chan dieses menschenverachtende Vorgehen gegen Falun Gong Praktizierende nicht auch unterstützt? Bitte helfen Sie Ihrer Regierung dabei, diesem Fall erneut Beachtung zu schenken, damit Herr Chan Wing-Yuen umgehend freigelassen wird.

Über ein persönliches Gespräch würden wir uns freuen,

Hochachtungsvoll

Falun Gong Praktizierende in Berlin

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