Deutschland: Ich möchte für meinen ehemaligen Klassenkameraden Wang Weiyu sprechen

Ich sah Wang Weiyu zum ersten Mal im September 1991, als ich mich bei der Tsinghua Universität einschrieb. An jenem Tag schrieb ich mich auch im Studentenwohnheim ein, traf mit meinem Mentor zusammen und erhielt den Schlüssel für mein Zimmer. Als ich gerade dabei war, mein Gepäck die Treppe hinaufzutragen, zeigte mir der Mentor einen Mann, der dicht bei mir stand und sagte:“ Das ist einer deiner Klassenkameraden, er heißt Wang Weiyu. Wenn Du irgendwelche Hilfe brauchst, wird er Dir beistehen.“ Da erst bemerkte ich diesen Mitschüler. Er sah bäuerlich aus und fiel überhaupt nicht auf. Ohne meines Lehrers Belehrung hätte ich ihn für einen Gelegenheitsarbeiter gehalten. Für gewöhnlich sahen die Pekinger Studenten auf die Studenten aus anderen Orten ein bisschen herab. Ich gab ihm die Hand und er half mir sofort, einen meiner Koffer nach oben zu tragen. Später erfuhr ich, dass er einer der hervorragendsten Studenten der Universität war und ohne die erforderlichen Aufnahmeprüfungen machen zu müssen in die Tsinghua Universität aufgenommen wurde, aufgrund seiner ausgezeichneten akademischen Grade die er erreicht hatte. Er war auch unser Klassensprecher.

Wenn auch unausgesprochen, so ertrug Wang Weiyu gewöhnliche Härten und Vorwürfe und war fleißig und zuverlässig bei seinen Studien und Arbeiten. Für uns war er ein hervorragender Studierender von ausgezeichneter akademischer Bildung und hoher Moral. Aber wegen seiner Bescheidenheit hinterließ er keinen tiefen Eindruck bei den Menschen. Immerhin hielt ihn jedermann für einen aufrichtigen ernstzunehmenden und vertrauenswürdigen Menschen. Nach meiner Graduierung an der Tsinghua Universität kam ich nach Deutschland, während Wang Weiyu für ein Ph.D.-Programm angenommen wurde.

Nachdem ich eine einsame Zeit verbracht hatte, wie sie wohl jeder ausländische Student durchmacht, fing ich an, im philosophischen Bereich auf die Suche zu gehen. Ich begann Bücher westlicher und chinesischer Philosophen zu lesen wie Laotse, Konfuzius und Goethe. Mir eröffnete sich eine völlig neue Welt . Gleichzeitig hatte ich zahlreiche Zweifel und Verworrenheiten: Was, um Gottes willen, ging in der Welt vor? Wozu lebte man in der Welt? Wo gab es Gott? Mit derlei Zweifeln ging ich zurück nach China, um dort die Ferien zu verbringen. Zuerst hatte ich mit meiner Reise nach China keinerlei besonderen Absichten. Aber es gab keine Zufälligkeiten und alles schien vom Schicksal eingerichtet worden zu sein.

Als ich nach China zurückkam, besuchte ich meine alten Klassenkameraden. Als ich Wang Weiyu traf, studierte er in einem Ph.D. Programm. Er war immer noch bescheiden und bei seinem Anblick erlebte ich ein tiefes Gefühl von Rechtschaffenheit. Ich kann nicht mehr genau sagen, was er in diesem Wohnheim zu mir sagte, aber ich war tief berührt von seinen Worten. Es war das erste Mal, dass ich von Falun Gong hörte und ich hörte ihm aufmerksam zu. Wenn er von einigen übernatürlichen Erscheinungen sprach, sage er:“ Wenn du sie nicht glaubst, kannst du sie einfach wie eine Geschichte betrachten.“ Ich antwortete:“ Du kannst mir erzählen , was du willst, ich glaube alles “ Nach einer langen Unterhaltung sprach er über Lao Zi und fuhr fort:“ Lao Zi hat gesagt: Wenn ein weiser Mensch das Tao hört….“ ich sagte ohne Zögern „ wird dieser Mensch es fleißig praktizieren.“ Dann sagten wir zusammen Lao Zis Worte .“ Wenn ein Durchschnittsmensch es hört, wird er es ab und zu praktizieren, wenn ein törichter Mensch es hört, wird er laut lachen. Wenn er nicht laut lachen würde, wäre es nicht das Tao. “Wir sahen einander lächelnd an. Ehe er das Wohnheim verließ, nahm Wang Weiyu seine Kopie des Buches Zhuan Falun hervor (das ist das Hauptwerk von Falun Gong) und gab es mir. „ Nimm das Buch und lies es. Wenn es dir gefällt, schenke ich es dir und ich kaufe mir ein neues.“ Ich nahm das Buch an.

Meine Ferien gingen zu Ende. Bevor ich nach Deutschland zurückfuhr, ging ich wieder in die Tsinghua Universität um Wang Weiyu zu sehen. Wir führten an dem Abend ein langes Gespräch. Vor dem Abschiednehmen erzählte ich Wang Weiyu: “ Wir waren einmal Klassenkameraden, aber ich hatte mir bis heute nicht klargemacht, dass wir miteinander eine vorherbestimmte Beziehung in Dafa haben (in der westlichen Kultur ist das so ähnlich wie Schicksal)!“

Jedenfalls sind die Dinge nicht vorherzusehen. Im Juli 1999 begann der chinesische Diktator Jiang Zemin aus Eifersucht die brutale Verfolgung von Falun Gong in China. Tausende von Falun Gong- Praktizierenden wurden ungesetzlich festgenommen, eingesperrt, verurteilt, brutal gefoltert und sogar zu Tode verfolgt nur wegen ihres festen Glaubens an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht.

Im September 2001 sah ich Wang Weiyu wieder. Damals war er gezwungen, die Schule zu verlassen und wurde obdachlos. Er erzählte mir von seinen Erfahrungen beim Besuch des Tiananmen-Platzes, um dort für Falun Gong zu appellieren und darüber dass er auf der Polizeistation gefoltert wurde. Er erzählte auch, dass der Abteilungsdirektor sich zum Werkzeug der Verfolgung der Verfolgung gegen Falun Gong machen ließ, und ihm drohte und sagte, er müsse das Praktizieren von Falun Gong aufgeben . Er sagte zu seinem Verfolger :“ Wir sind beide Mitglieder der kommunistischen Partei . Ich wage es , die richtigen Worte zu sagen, Du wagst das aber nicht!“ Der Verfolger war aus der Fassung gebracht und sprachlos. Das war das letzte Mal, dass ich Wang Weiyu gesehen habe.

Ende 2002 las ich auf einer Falun Dafa Webseite die folgenden Informationen über Wang Weiyu:

Wang Weiyu, 29, männlich, war ein Student der Ph.D. der Abteilung Präzisionsinstrumente und Maschinenbau- Technik der Tsinghua Universität. Er wurde mit der Medaille als überragender Student, hervorragender Student der Gelehrsamkeit und als Phillips Gelehrter ausgezeichnet. Er war Klassenverbindungsmann, Vorsitzender der Jugend Liga, Abgeordneter als Präsident der Wissenschaftsgesellschaft und Hauptabgeordneter der Jugendliga der Abteilung Präzisions- und Maschinen-Technologie. Wegen seiner hervorragenden Leistung übernahm ihn die Abteilung für Präzisions- und Maschinentechnologie in ein PH.D.-Programm mit Befreiung vom Eintrittsexamen. Im September und Oktober 1999 nahm ihn die Tsinghua Polizeistation zweimal fest . Er wurde gezwungen, vier bis fünf Stunden lang zu hocken und wurde bis spät in die Nacht hinein verhört. Danach schloss die Schulabteilung ihn für vier Monate aus und zwang ihn im Juni 2000, die Schule zu verlassen. Am 22. Juli wurde er ungesetzlich für eine Woche eingesperrt, nachdem er ein Gespräch über Falun Gong geführt hatte. In der zweiten Hälfte des Jahres 2000 wurde er gezwungen die Schule und sein Haus zu verlassen. Im August 2002 wurde er in der Firma, in der er eine Halbtagsstelle hatte, entführt. Bis heute weiß man nicht, wo Weiyu sich befindet.

Jetzt möchte ich für Wang Weiyu sprechen. Ich fordere die sofortige Entlassung von Wang Weiyu und allen gesetzeswidrig eingesperrten Falun Gong- Praktizierenden. Die brutale Verfolgung von Falun Gong muss ein Ende haben.

Bis heute hat die Verfolgung von Praktizierenden an der Tsinghua Universität zu einem Todesfall und zu 18 Fällen gesetzwidriger Verurteilungen geführt. Zahlreiche Studenten und Personalangehörige sind gezwungen worden die Schule zu verlassen oder wurden vorübergehend entlassen , ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, der Gehirnwäsche ausgesetzt und sogar gezwungen, ihr Haus zu verlassen.


Englische Version:
http://www.clearharmony.net/articles/200302/10411.html

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